"Small Mid‑Caps": EU plant neue Unternehmenskategorie

IG-TAX
15. Juli
2 Min. Lesezeit

Am 21. Mai 2025 hat die Europäische Kommission mit dem sogenannten "Omnibus IV"-Paket weitere Maßnahmen zum Bürokratieabbau für mittlere Unternehmen vorgeschlagen. Zentraler Punkt ist die Einführung einer neuen Unternehmenskategorie (Small Mid-Cap Companies).

Was sind Small Mid-Caps (SMCs)?

Die neue Kategorie soll eine Lücke im Unternehmensrecht schließen:

Derzeit gilt ein Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten als "Großunternehmen". Mit dem Übertritt vom "Klein- und Mittelunternehmen" in die Klasse "Großunternehmen" steigen Compliance-Vorschriften und bürokratische Vorgaben. Unternehmen, die zwischen klassischen KMU und Großunternehmen liegen, sollen durch die neue Kategorie SMC gezielt beim Verwaltungsaufwand entlastet werden. Die EU definiert SMCs als Unternehmen, die keine KMU sind und im Jahresabschluss bzw. konsolidierten Abschluss zumindest zwei der drei nachfolgenden Kriterien erfüllen:

Durchschnittliche Anzahl der Beschäftigten von weniger als 750 während des Geschäftsjahres;
Bilanzsumme von maximal 129 Mio. Euro; und/oder
Jahresnettoumsatz von maximal 150 Mio. Euro

EU-weit würden fast 38.000 Unternehmen in die Kategorie SMC fallen. Die geplanten Entlastungen konzentrieren sich auf die Bereiche Datenschutz, Berichtspflichten und Kapitalmarktzugang:

Dokumentation nach der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO)

KMU und Organisationen mit weniger als 750 Beschäftigten sollen nur dann Aufzeichnungen führen müssen, wenn die Verarbeitung personenbezogener Daten nach der DSGVO ein „hohes Risiko“ darstellt.

Vereinfachte Berichtspflichten

Ausnahme von der Registrierung fluorierter Treibhausgase

Derzeit müssen sich alle Importeure und Exporteure von Produkten, die fluoriertes Gas (F-Gase) enthalten, registrieren lassen. Dies betrifft monatlich rund 2.000 Unternehmen, darunter viele kleine Gebrauchtwagenhändler. Nach dem Omnibus-IV-Vorschlag müssten sich nur noch folgende Unternehmen registrieren:

Einführer, die bestimmte jährliche F-Gas-Schwellenwerte überschreiten
Ausführer bestimmter Produkte und Ausrüstungen mit F-Gasen mit besonders hohem Erderwärmungspotenzial, die in der EU verboten sind und für die eine Ausfuhrbeschränkung gilt.

Antidumping- und Antisubventionsgrundverordnung

SMCs sollen Zugang zu einem speziellen Helpdesk bekommen, der sie bei Handelsbeschwerden unterstützt.

Batterieverordnung

Sorgfalts- und Rückverfolgungspflichten – etwa zur Herkunft und Nachhaltigkeit von Kobalt, Lithium und Nickel – sollen für Small Mid-Caps nicht gelten. Die übrige Batterieindustrie soll mehr Zeit bekommen, neue Vorschriften der Sorgfaltspflicht umzusetzen. Die Frist zur Einhaltung von industriespezifischen Vorgaben soll von 2025 auf 2027 verschoben werden.

Nachhaltigkeitsberichte (ESRS)

Die Omnibus-Vorschläge und der EU Competitiveness Compass sehen vor, dass SMCs von vereinfachten Transparenzpflichten profitieren, mit einer angestrebten Reduktion der Berichtspflichten um 35 % für mittelständische Unternehmen.

Einfacherer Kapitalmarktzugang

Es ist geplant, dass SMCs bei Börsengängen oder Kapitalmaßnahmen einen vereinfachten EU-Wachstumsemissionsprospekt nutzen dürfen. Dadurch soll sich der Aufwand für rechtliche und administrative Vorbereitungen verringern.

Weitere Maßnahmen

Mehr Digitalisierung im Produktrecht

Laut geltenden EU-Vorschriften müssen Unternehmen z.B. Konformitätserklärungen und Gebrauchsanweisungen in Papierform vorlegen. Dies soll künftig auch in digitaler Form möglich sein.

Rechtssicherheit durch vereinheitlichte Produktspezifikationen

Unternehmen müssen grundsätzlich nachweisen, dass ihre Produkte den EU-Anforderungen entsprechen, auch wenn es keine EU-weit harmonisierten Normen gibt. Einheitliche Vorgaben sollen mehr Rechtssicherheit bieten und Kosten senken.

Die Vorschläge des Omnibus IV-Pakets werden zur Zeit vom Europäischen Parlament und dem Rat geprüft.

Omnibus IV (EU-Kommission)

Bei Fragen stehen Ihnen unsere Expert:innen Irene Grass und Martin Schmidt gerne zur Verfügung.